auf grossem Fuss (Teil 2)

Weissschwanz-Schneehuhn © J. HillHühnervögel gehören nicht zu den Winzlingen im Vogelreich. Und auch ihre Füsse sind bemerkenswert gross…  Eine Vorwarnung: Die Sache mit den Füssen kommt noch! aber nicht gleich! Das Pferdlein wird heute mal von hinten aufgezäumt…

Nicht umsonst sind Hühner eine beliebte Beute: verhältnismässig viel Fleisch ist auch an einem Wildvogel dran. Und dieses wiegt etwas: Bei den Schneehühnern, auf die ich im Folgenden näher eingehe, sind selbst die Weibchen der kleinsten Art, den Weissschwanz-Schneehühnern, über 800g schwer. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass Vögel hohle Knochen haben und das Federkleid ja auch nicht sehr zu Buche schlägt.

Wegen ihres plumpen Körperbaus, aber auch der zahlreichen Gefiederwechsel (3-4 Mal je Jahr beim Alpenschneehuhn), die ihnen zu jeder Saison perfekte Tarnung an ihren Lebensraum gewähren, sind Schneehühner zumeist am Boden anzutreffen. Vom Boden erheben sie sich i.d.R. nur bei akuter Gefahr, sozusagen im letzten Moment, und geben erst dann ihre Regungslosigkeit auf, die oft genügt, um unbemerkt zu bleiben.

Nun könnte man vorschnell denken, Schneehühner stünden vor einem Dilemma: Grosses Federvieh braucht viel zu fressen, aber dafür muss es sich ja auch fortbewegen und setzt sich dem Risiko aus, selber Beute zu werden?! Aber nein, die Evolution hat’s mal wieder wunderbar eingerichtet.

Schneehühner sind nämlich eigentlich nichts anderes als flugfähige Wiederkäuer! Im Winter, wenn das Insekten-, Kräuter- und Beerenbuffet wegfällt, halten sie sich an die Blätter von Nadelbäumen. Mit der neuen Diät und den kühler werdenden Temperaturen ab Mitte Herbst, setzen aber auch anatomische Veränderungen bei ihnen ein. Dank eines Umbaus ihres Verdauungstraktes erschliessen sich die Schneehühner diese neue, schwerverdauliche Kost: Kropf und Eingeweide, insbesondere der Blinddarm, werden drastisch vergrössert. Letzter beherbergt die unzähligen Verdauungshelfer, Zellulose spaltende Bakterien, und kann dann bis zu 1.2 Meter (!) lang werden – Rekord beim Moorschneehuhn, das z.B. auf den britischen Inseln zu Hause ist.

Dass die Nadeln von Koniferen einen schlechten Nährwert haben, machen die Hühnervögel im übrigen damit wett, dass sie Unmengen davon fressen, um – im Falle eines Alpen- oder Weissschwanz-Schneehuhns – auf die etwa 1760 kcal (oder etwa 420 KJ) Tagesbedarf zu kommen. Ausserdem helfen kleine Steinchen, die die Hühner verschlucken, die Nadeln mechanisch im sogenannten Muskelmagen vorzuverdauen. Und schliesslich sparen sie bei der Verdauung selbst nochmals Energie: Die Nadelbäumen, auf denen sie auch fressen, sind auch klimatisch ein überaus günstiger Ort für Verdauungspäuschen.

Und was ist nun mit den Füssen? Ach ja, die Füsse! Schneehühner zählen wie ihre Verwandten Birk-, Auer- und Haselhühner zu den Raufusshühner. Nomen est omen: an den Läufen tragen sie alle Federn, an den Zehen dagegen sogenannte Hornstifte. Diese vergrössern wiederum die Auftrittfläche des Vogelfuss und sorgen dafür, dass sich das Körpergewicht besser verteilt. So sinken sie auch bei Schnee kaum ein und gleiten, wenn sie sich denn nicht in einer selbstgebauten Höhle zum ruhenden, energiesparendsten Überdauern der eisigsten Temperaturen entschieden haben, elegant über die weisse Pracht.

 

 

 

 

 

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