Ist das nötig?

Drohne © ZullyC3P (CC BY 3.0, wikicommons)

Immer mehr Hobbies werden in freier Natur ausgeübt. Zu jeder Tages- und Jahreszeit, ohne Rücksicht auf Störung von Wildtieren…

Grundsätzlich sind Freizeitaktivitäten in der Natur für viele Menschen eine unentbehrliche Erholungsquelle. Hierfür sprechen z.B. die Zahlen, die jährlich in der Waldstatistik publiziert werden. Gerade im städtischen Gebiet sind diese Grünflächen bei jeder Witterung, zu jeder Jahres-, und immer mehr zu jeder Tageszeit wichtigste Naherholungsgebiete. Worüber sich der ahnungslose, ich – bin jetzt mal böse -, gleichgültige Bürger aber nicht im Klaren ist, ist das Ausmass an Störung, das er verursacht.

Störungen sind, besonders in der Nacht, umso negativer je mehr sie für Wildtiere unvorhersehbar sind und zu sensiblen Zeiten stattfinden. Wildtiere können sich dann nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen, sondern flüchten in höchster Not. Eine typische Reaktion, die sehr viel Energie kostet. Umso verheerender ist dies dann, wenn Wildtiere wie während der Fortpflanzung oder Jungenaufzucht, ohnehin einen höheren Energiebedarf haben. Und fatal, wenn Störung zusätzlich zusammenfallen, wenn wie im Winter auch noch Nahrungsknappheit herrscht. Wildtiere könnten sich teilweise an Störungen gewöhnen, aber nur, wenn sie räumlich und zeitlich wiederkehrend auftreten.

Gestern wurde ich mit einer neuen Dimension eines Hobby konfrontiert, die ich – als Mensch, besonders aber auch als Biologin – , an dieser Stelle klar in Frage stelle. Gegen 21Uhr machte mich ein ungewöhnliches Dröhnen und Brummen hellhörig. Nota bene bei verschlossenen Fenstern, die Hälfte davon zusätzlich Rollladen geschützt. Ursache: zwei grell blinkende Modellflugobjekte. Ob es sich um Drohnen oder Flugzeuge handelte, kann ich nicht sagen, dafür war ich zu weit weg. Alleine das genügt aber als Fakt, um das Lärmausmass zu beschreiben.

Damit es klar gestellt sei: Die Modellfliegerei ist ein faszinierendes, komplexes Hobby, das viel Geschicklichkeit und ein ausgezeichnetes räumliches Denken voraussetzt. Auch werden Drohnen heute in der Wildtierbiologie eingesetzt, was ich begrüsse und als methodische Bereicherung erachte. So werden z.B. Luftbilder von schwer zugänglichen Lebensräumen für deren Bewertung generiert oder mit Wärmebildkameras an Drohnen gut versteckte Tiere geortet (z.B. bei der Rehkitzrettung vor dem Mähen von Wiesen). Gleichwohl: ist es nötig, dass wir, nur weil es heute möglich ist, zum Vergnügen immer alle Möglichkeiten ausloten? Zum Beispiel mitten in der Nacht mit Scheinwerfern am Mountainbike durch den Wald donnern? Auf sogenannten Fatbikes auf und neben der Skipiste den Berg hinunterfahren? Oder mit GPS zu entlegenen Orten aufbrechen, um einen versteckten Schatz zu finden (Stichwort Geocaching)?

Für die letztgenannten Beispiele von mehr oder weniger jungen Trendsportarten gibt es, zumindest räumlich, Auflagen. Wie aber sieht es an der Siedlungsraumgrenze aus, wenn ein Nachbar seine Drohne fliegt? Verstösst er gegen ein Gesetz? Sobald gefilmt wird mit einer Drohne, besteht ein Bewilligungspflicht. Ansonsten aber hinkt die Gesetzgebung noch völlig hinterher. Zeitliche Einschränkungen oder über die Ausstattung mit Leuchtkörpern gibt es für die Modellfliegerei nicht. Hoffentlich ändert sich das bald.

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