Badenixe

Die ersten, die die Freibadsaison eröffnen, sind meist die Alteingesessenen.So ist es auch bei den heimischen Amphibien. Frühlaicher zeichnen sich nicht nur darin aus, dass sie eben die ersten sind, die man nach der Winterstarre wiederantrifft. Sie zählen auch zu jenen Froschlurchen, die ihren Laichgewässern mehr oder weniger treu bleiben und immer wieder dorthin zurückkehren.

“Meine” Erdkröte ist eine Stadtzürcherin. Sie lebt am Fuss des Zürichbergs. Am Dienstag abend haben sich unsere Wege unverhofft gekreuzt. Während ich mit Schal und Wintermantel eingepackt feststellen musste, dass es doch noch nicht ganz Frühling ist, hatte ich beinahe das Gefühl, sie blicke mich etwas mitleidig an.

Beinahe hätten wir uns allerdings verpasst. Solange sie am Ufer des endlich ausgedollten Bächleins hockte, konnte ich sie kaum ausmachen. Ihre Haut glänzt kaum, dafür ist sie übersät von Warzen und Drüsen. Bedächtig – wechselwarme Tiere kommen zu dieser Jahreszeit temperaturbedingt noch nicht richtig auf Touren und die Erdkröte hat verhältnismässig kurze Hinterbeine, weshalb sie sich eher schreitend als hüpfend fortbewegen –  watschelte sie dann aber ein paar Meter weiter und zog meine Aufmerksamkeit an.

Und so näherte ich mich der Badenixe, um sie zu begrüssen. In diese bernsteinfarben Augen mit der  waagrechte Pupille zu blicken, ist einfach bezaubernd! Trotzdem, Andi: geküsst habe ich die Kröte nicht. Es war nämlich kein Prinz, sondern eine Prinzessin.

Tatsächlich kann man aktuell Männchen und Weibchen an einem temporären Merkmal unterscheiden. Zur Paarungszeit bekommen Krötenmännchen nämlich sogenannte Brunstschwielen an den drei inneren Fingern (Daumen-, Zeige- und Ringfinder) ihrer Vorderextremitäten. Hinter den Achseln umklammert Monsieur seine Herzdame damit und lässt sich mitunter gleich noch von ihr zum Laichgewässer tragen, wenn sie nicht zumindest noch so lange seine Aufsteigversuche abwehrt. Ein kleiner Trost bleibt: immerhin sind die Männchen meist kleiner und deutlich leichter.