Schreck-Liches

Oedipoda germanica © wikicommonsEs gibt Insekten, die so sonderbar und geleichzeitig perfekt getarnt sind, dass ich sie fast nicht bemerke. Es sei denn, sie rühren sich. Und dann sind Insekten in der Lage Geräusch zu machen und bemerkenswerte Bewegungen zu vollführen: es zirpt und schrillt, sie brummen oder summen, flattern, segeln, gaukeln, schnarren und knattern.

Auf Wanderungen oberhalb der Waldgrenze kann man auf prächtig blühenden Bergwiese all‘ diese Geräusche vernehmen. Am meisten aber in ihren Bann geschlagen hat mich eine sogenannte Schnarrschrecke.

Wie eingangs beschrieben ein unscheinbares Geschöpf, das bestenfalls wegen seiner gestreiften kräftigen Sprungbeine auffällt. Stösst die Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) aber vom Boden ab, entfaltet sich erst ihre ganze Kraft und Schönheit: knapp einen halben Meter hoch katapultiert sie sich mit ihren athletischen Schenkeln, ehe sich die Flügel entfalten.

Verblüfft brauche ich einen Moment um zu verstehen, was denn da orangerot knatternd davonfliegt. Wahrscheinlich sind Fressfeinde gleichermassen erstaunt. Solange die Schnarrschrecke regungslos am Boden hockt, bewährt sich die unscheinbare, felsenfarbene Färbung jedenfalls ausgezeichnet.

Wenn sie aber fliegt, dann ist die Ödlandschrecke wahrscheinlich eine der lautesten Wiesenbewohnerinnen und hört sich wie ein Minihelikopter an. Meine Faszination für dieses unscheinbare Geschöpf schwappt über: auch mein Vater bückt sich, um sie genauer zu betrachten.

Die lederartigen Vorderflügel verdecken die auffällig gefärbten Hinterflügel, am besten zu erkennen, wenn man die Ödlandschrecke von hinten anguckt. Von der Seite erkennt man die gezähnten Unterschenkel. Vielleicht streichen Sie mit diesen über die harten Flügeladern – so jedenfalls erzeugen gewisse Grillen ihre typischen Geräusche, insbesondere bei der Balz. Im Flug jedoch scheinen die Flügel der Ödlandschrecke selbst –  durch Reibung gegeneinander – für das knatternde, namensgebende Geräusch verantwortlich zu sein.

Die Wanderung haben uns diese interessanten Insekten jedenfalls sehr verkürzt. Und zu Hause durfte ich auch noch eine entfernte Verwandte, die gemeine Eichschrecke (Meconema thalassinum), die sich ins Haus verirrt hat, wieder in die Freiheit entlassen. Ebenfalls viele Schreck-liche Beobachtungen 🙂 !

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