Sammler unterwegs

Feuchter Nebel steigt nun morgens wieder aus Wiesen und Waldböden auf…

Das perfekte Mikroklima für Pilzwachstum. Und was es im Unterholz alleine an sogenannten Hutpilzen zu entdecken gibt, ist eine ganze Welt für sich.

Statt jagend ist unsere Familie in dieser Jahreszeit sammelnd unterwegs. Und auch ich hätte eigentlich Eierschwämme und Steinpilze suchen und pflücken sollen, letzte Woche, als noch keine Schonzeit war. Aber wie kommt man ohne Anzuhalten an all‘ den anderen, oft viel aufregender gefärbten Pilzen vorbei? Am liebsten würde ich im Erdreich verschwinden und zwischen dem unglaublichen Geflecht der Hyphen, das viel grösser ist als der oberirdische Anteil und von uns wahrgenommene Teil der Pilze.

Mehrzellige Pilze bilden einen sogenannten Fruchtkörper aus, wenn sie sie sich vermehren wollen. Dieser entspricht dem, was umgangssprachlich als Pilz verstanden wird: einen Stiel, auf dem ein Hut ragt. Auf der Unterseite des Hutes werden in den Lamellen (z.B. beim Champignon) bzw. in der Röhrenschicht (z.B. beim Steinpilz) die verschiedengeschlechtigen Sporen angelegt, die durch die Luft transportiert und verbreitet werden.

Diese Sporen keimen unterirdisch und wachsen zu Hyphen (Pilzfäden) aus und bilden ein unterirdischen Fadengeflecht, das sogenannte Mycel. Wenn zwei verschiedengeschlechtige Hyphen aufeinander treffen, verschmelzen sie (nicht aber ihre Zellkerne!) und können – unter günstigen Bedingungen – als sogennantes Paarkern-Mycel wieder einen neuen Fruchtkörper ausbilden.

Schon als Kind hat es mich fasziniert in dem kleinen Pilzführer, den meine Mutter in der Küche auf meiner Augenhöhe in einem Regal aufbewahrte, zu blättern. Besonders spannend fand ich jeweils die Spalte „Geniessbarkeit“.

Da hiess es dann „bekömmlich“ was ich übersetzte als „gibt kein Bauchweh und könnte sogar recht gut schmecken“. Die Steigerungsform davon lautete „besonders guter Speisepilz“. Für andere lautete das Urteil dagegen „ungeniessbar“ und ich frage mich bis heute, ob es schon damals sogenannte Foodscouts gab, die auf der Suche nach immer neuen kulinarischen Erlebnissen wohl von diesen Pilzen gekostet haben.

Pilze sind in der Küche unglaublich vielseitig einsetzbar und können getrocknet recht lange aufbewahrt werden. Ausserdem verlieren sie dadurch m.E. kaum Geschmack, sondern lassen sich Platz sparend aufbewahren. Wie das geht, kann man z.B. hier nachlesen.

Auf jeden Fall lohnt es sich aktuell sehr, auch mal wieder die Augen auf den Waldboden zu richten und einzutauchen in diese Formen- und Farbenvielfalt, die in Mooskissen, auf Totholz und an halbschattigen Stellen , insbesondere unter Nadelbäumen gedeiht.

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