Extravaganza

imageEine ganz erstaunlich eigenartige Blüte kam mir heute unter.
Sie gehört zum sogenannten Canonball Tree.

Während eine Biene fleißig durch die Dutzenden von Pollen beladenen Staubfäden wuselt, lese ich die Infotafel im Botanischen Garten von Singapur.

Der Canonball Tree hat nicht nur auffällige Blüten,  die direkt aus dem Stamm zu wachsen scheinen (ein Phänomen, das Botaniker als Cauliflorie bezeichnen und Laien meist nur von der echten Kakao-Pflanze kennen und man bisweilen in teueren Schokolade-Geschäften auf Schautafeln nachlesen kann). Auch die Früchte,  die sich nach der Betäubung bilden,  sind sehr extravagant.

Tatsächlich waren sie Namen gebend, sehen sie doch aus wie Kanonenkugeln mit geschätzten ca 15 cm Durchmesser. Fallen sie reif zu Boden,  platzt die Schale und gibt ein essbares Fruchtfleisch frei, das allerdings an der Luft oxidiert,  sich bläulich verfärbt und unangenehm zu stinken anfängt. Und dies im Gegensatz zu den Blüten,  deren ätherische Öle in Parfums und Kosmetika Verwendung finden.

Ehe es so weit ist, haben sich aber meist schon irgendwelche Tiere am glibberigen Fruchtfleisch gütlich getan. Und mit der Samenverbreitung schliesst sich der Kreis für den Canonball Tree wieder.

Für mich am faszinierendsten am Canonball Tree ist die Unterschiedlichkeit von Blüte und Frucht. Zwar legt erstgenannte ein Stück weit die Anatomie letztgenannter fest.  Dennoch ist oftmals an der Frucht kaum mehr zu erkennen,  wie wohl die Blüte aussah, aus der sie sich entwickelt hat.

Genetische Programme laufen nach der Betäubung ab und verwandeln in Tage-, manchmal Monate langer Prozedur den Fruchtknoten, in dem die sich entwickelnden Samen eingebettet sind, in verblüffende Gebilde, die zum Teil aus verschiedensten Schichten unterschiedlichster Beschaffenheit bestehen, je nachdem ob die Samen schwimmen oder fliegen, gefressen werden sollen, Buschfeuer fest sein müssen oder den Verdauungsapparat eines Tieres unbeschadet übersehen sollten. So entstehen Nüsse, die steinhart sind und Kerne,  die man knacken muss, um an die Samen zu gelangen.  Extravaganz ist weit verbreitet im Pflanzenreich – und sehr faszinierend 🙂 !

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