Architektinnen im Bachbett

Koecherfliege © A. Pond (wikicommons)Nicht alles scheint zu sein was es ist. Auch nicht am Gewässergrund so manches Bächleins…Am Nozon, einem fröhlich dahin plätschernden Fluss im Jura, aber auch an vielen anderen Bächlein kann man derzeit Sonderbares beobachten. Am Grund von seichten, strömungsarmen Stellen liegen solche winzigen Kegelchen.

Beim genaueren Betrachten stellt man verblüfft fest: sie bewegen sich! und nicht nur das. Es sind keine einförmigen Gebilde, sondern regelrechte Mosaik-Kunstwerke aus winzigen Körnchen, noch kleinereren Müschelchen oder Schneckenhäuschen und Pflanzenstücklein zusammengeklebt und zu Röhren geformt.

Warum aber kann sich etwas scheinbar Lebloses bewegen? Diese seltsamen Röhrchen sind Behausungen für eine eigene Ordnung innerhalb der Insekten, die sogenannten Köcherfliegen.

Schnelldenker sind nun wohl überrascht: eine Fliege mit Köcher? Eher eine Einschränkung als eine Flughilfe, so ein verhältnismässig schwerer, starrer Rucksack.  Tatsächlich leben nur die aquatischen Larven in diesen Wohnröhren. Zusätzlich zu ihrem Chitin-Panzer, der wegen der mehrfachen Häutungen insbesondere am Hinterleib nie so aushärtet wie beim ausgewachsenen Insekt, bieten die Röhren den Larven einen gewissen Schutz vor ausgehungerten Räubern, insbesondere Fischen.

Aber wie kann eine Fliegenlarve so einen kunstvollen Köcher basteln? Aus einer Drüssen an der Unterlippe stammt der Klebstoff, mit dem die Larven ihre art-typische Behausung konstruieren. Auf das Grundgerüst aus klebrigem, aber elastischen Gespinnstfaden, der der Kokonseide von Schmetterlingen entspricht, klebt die Larve nun die von ihren bevorzugten Baustoffe.

Im Verlauf ihrer Entwicklung, die auch mit Körperwachstum und wie bei den meisten Insekten mit Häutungen verbunden ist, muss auch der Köcher mitwachsen. Er wird  immer wieder angepasst, verlängert oder gar verzweigt, damit er weiterhin opitmalen Schutz bietet.

Schliesslich hat die Larve aber ihre Maximalgrösse erreicht und Mitte Juli, Anfang August beginnt die Verpuppung. Mit Spinnfäden wird der Köcher an einem Stein befestigt und verschlossen. Nach weiteren 4 Wochen ist die Verwandlung vollendet und die fertig entwickelte Fliege wird an Land kriechen, wo sie sich ein letztes Mal häutet.

Ihr Leben als Fluginsekt beginnt nun. Genauso unscheinbar wie die Larven unter Wasser, werden die zumeist nachtaktiven Insekten in aller Heimlichkeit bis im November durch die Nacht flattern.

Organismus: , ,
Ökosystem(e):
Themen: , ,