Fremde

Fremde leben unter uns. Neuankömmlinge, die  auf verrückten Wegen in unser Land gelangt sind. Exotisch anzuschauende Gesellen, diskrete Winzlinge, Unheimliche Arten, weil u.a. so viel Platz beanspruchend. Auch einen Namen hat man ihnen schon gegeben: Neobioten – neue Lebewesen.

Als Naturinteressierter Mensch kommt man gar nicht an ihnen vorbei. Mit der Reiselust & Verzauberung durch das Exotische gelangten schon vor Hunderten von Jahren Samen, Stecklinge, Früchte, aber auch lebendige Tiere auf andere Kontinente  in andere Länder.

Sie sollten heimische Faunen verschönern, Gärten mit neuen Farben und Formen schmücken und ein kulinarisches Füllhorn  sein. Aber auch als Pelz- und Lederlieferanten fanden sie schnell Wertschätzung, als Haustiere und  Zimmerpflanzen neue Zuhause.

Andere sind weniger gezielt importiert worden: in Erde und Blumentöpfen, an Eisenbahnwagongs, Autoreifen und an Schiffrümpfen  klebend gelangten v.a. Sporen, Samen, und widerstandsfähige Überdauerungsstadien von Schwämmen und anderen Tieren aus aller Herren Länder in andere Staaten.

Aber warum sind Neobiota, insbesondere jene, die mit dem Beiwort „invasiv“ versehen sind, heute so in Verruf geraten? Warum kümmern sie genauso Politiker, Naturschützer und Ärzte? Neue Arten sind Unbekannte: weder ihre Lebensraumansprüche, ihr Fortpflanzungspotential und die damit verbundene Ausbreitung und Konkurrenz von einheimischen Arten mit ähnlichen Nischen  sind immer bekannt, wenn die ersten Individuen bereits nachgewiesen werden. Auch von Krankheiten, die diese Arten einschleppen und auf andere Lebewesen übertragen könnten, weiss man oft zu wenig, um entsprechend vorbereitetet zu sein und ein Monitoring- oder gar bereits ein Massnahmenprogramm zur Hand zu haben.

Die unheimlichsten Vertreter solcher Neobiota – Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen wie Bakterien – werden im Programm DIASIE der EU vorgestellt, auch gleich mit Verbreitungskärtchen und Expertenangaben. In Europa kann sich auf diesem Weg die Forschergemeinde gegenseitig unterstützen, Informationen austauschen und den aktuellen Wissenstand bzgl. Gefahrenpotential und Ausbreitungsgeschwindigkeit austauschen.

Manchen Kampf, wie jenen gegen das drüsige Springkraut oder den Japanknöterich führen Naturschützer noch. Und vorbereitet auf unliebsame Insekten aus Italien wie etwa die Tigermücke, die das gefährliche Dengue-Fieber übertragen kann, werden Forscher und Behörden hoffentlich in Zukunft rechtzeitig und besser agieren können.

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