Regenpost

Akelei 2014, © P. SchuetzPerlende Regentropfen, nassglänzende Oberflächen, klitschende Schuhsohlen auf dem feuchten Boden, kühle, frische Luft im Gesicht. So fühlt sich der Frühlingsregen für mich an.

Der Niederschlag entlockt Erde und Grün auch ungeahnte Düfte. Fast vernimmt man ein wohliges Seufzen der Natur, die jetzt, im Wachstum ständig nach Wasser lechzt. Es riecht nach Waldboden, Steinen, mosig, tannig und lauchig, nach Maiglöckchen und Flieder. Und natürlich nach Knoblauch – der verblühende Bärlauch.

Der Regen prüft auch die Spannkraft der jungen Blätter, auf denen das Wasser federnd aufspringt ehe es weiter fliegt in die nächst tiefere Laub-Etage. Während sich leicht verstrubbelte Singvögel, die unter dem grünen Baldachin Zuflucht gesucht haben, die Nässe aus dem Gefieder schütteln und etwas kläglich aussehen, sind andere Viecher ganz in ihrem Element. Schimmernde, fleischige Körper mit deutlich sichtbaren Atemloch und je einem Paar Stielaugen und Fühlern am Kopf, manche mit, manche ohne Haus schieben sich scheinbar zielstrebig voran.

Schnecken haben mich immer fasziniert, obwohl ich seit der ersten Berührung ihrer klebrigen Haut auch etwas Ekel vor ihnen verspüre. Sie sind extrem vielgestaltig und weil sie sich nur relativ gemächlich fortbewegen tolle Beobachtungsobjekte: Faszinierden finde ich, wie graziös sie zu wenden vermögen auf schmalsten Stengeln, in eine Sackgasse geraten. Staunend beobachte ich ihre aufmerksam rotierenden Augen und Fühler, die sich verblüffend rasch einziehen können, fällt ein Schatten auf sie. Müßig reiben ihre Raspelzunge durch Pflanzengewebe; auch durch krautige Schichten bis zu den zarten Herzen von Salaten und anderen Gemüsen.

Gerade dann aber wird aus der Faszination Groll: ich mag ich es nicht, wenn Bänder-, Weinberschnecken oder Schnegel (ihre häuschenlosen Cousins) meine Kapuzinerkresse vernaschen, Pfefferminze und Lilien anknabbern! Kaffeesatz soll helfen, genauso wie Pfeffer streuen. Bei mir haben diese Tricks nur mässig funktioniert. Ich schmeiss’ meine Schleimer meist wörtlich raus: aus den Trogen und Töpfen über den Balkon in die Böschung, auf dass sie nicht sobald zurückkommen. Und weiss doch genau, dass ihre glitzernde Spuren in ein paar Stunden oder Tagen ihre Rückkehr vermelden…

PS: und wie haltet ihr es mit den Schnecken? geduldete Mitbenutzer eurer Gärten und Balkone?

schwarzer Schlegel 2014, © P. Schuetz

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