roter Wuschelknopf

Larve einer Rosengallwespe © P. SchuetzDer rote Wuschelknof ist eine Rosengalle. Noch nie gehört? Dann weiterlesen…

Galle? bei diesem Wort assozieren wohl die meisten Otto-Normal-Bürger das innere Organ. Dass es auch in der Pflanzenwelt Gallen gibt, ist weniger bekannt…

Ich empfinde zugleich Faszination wie leichten Eckel, wenn der Begriff fällt. Wer kennt nicht diesen bitter-säuerlichen Geschmack, der sich beim heftigen Aufstossen im eigenen Mund breit macht? Gleichwohl ist die Flüssigkeit biochemisch eine regelrechte Wunderwaffe, die wir täglich für die Fettverdauung produzieren.

Gleiche Emotionen und Gedanken veursacht auch auch der Anblick dieses Blog-Fotos, das ich letzte Woche knipsen konnte. Es zeigt ebenfalls einer Galle, eine sogennante Rosengalle, und ihre Bewohnerin, eine Wespenlarve.

Gallen finden sich auf unterschiedlichsten Pflanzen. Allgemein versteht man unter einer Pflanzengalle, oder Cecidie eine begrenzte (sprich nicht wie ein Tumor immer weiterwachsende) aktiv hervorgerufenen Misswuchs.  Parasiten, die sich im pflanzlichen Gewebe breit gemacht haben und dieses in erster Linie zu ihrer eigenen Ernährung nutzen rufen diese Wuchsstörungen hervor. Bisher  wurden vor allem tierische Organismen, insbesondere Insekten, aber auch die zu den Spinnentieren gehörende Milben und Nematoden, sowie Pilze, Viren und Bakterien als Gallen-Erzeuger entdeckt. Im Beitragsbild etwa, war die bereits genannte Rosengallwespe (Diplolepis rosae) am Werk.

Von diesem winzigen, gerade mal 3 Millimeter langen Insekt gibt es weit weniger männchliche wie weibliche Individuen. Weil ein solches Geschlechtermissverhältnis auch die Fortpflanzung  der Rosengallwespe erschweren könnte, hat sich die Art der sexuellen Vermehrung quasi entzogen und evolutiv neue Wege gefunden trotzdem Nachkommen zu erzeugen. Sie vermehrt sich parthenogenetisch.

Im Frühling legt die Rosengallwespe ihre unbefruchteten Eier auf den Spitzen junger Wildrosen-Triebe ab. Durch weibliche Hormone hat sie ihren Eiern vorgaukelt sie seien befruchtet und regt sie zur Zellteilung an. Aus ihnen schlüpfen Larven, die ihrerseits wiederum selber produzierte Botenstoffen (ebenfalls Hormonen, die als Cytokine bezeichnet werden) in die Wildrose injizieren. Unter ihrer Wirkung wird das lokale Pflanzengewebe verändert und aufgeweitet, die Wildrose aber auch auf der Oberfläche der entstehenden Galle aparte haarförmige, rote Strukturen bilden, deren Zweck ich nicht erschliessen konnte.

In eigentlichen, verholzenden Kammern wird jede Larve während ihrer Entwicklung und zunehmenden Wachstums immer genügend Platz haben, um sich schliesslich zu verpuppen und zu überwintern. Im nächsten Frühling wird sie – hoffentlich! – schlüpfen und sich mit ihrem scharfen Mundwerkzeug ihre hölzerne Kinderstube öffnen.

Ps1: Für das Beitragsbild habe ich die Galle geöffnet. Bitte tut es mir nicht nach; ihr wisst ja nun, dass darin ein neues Leben heranwächst.

Ps2: Auf Waldspaziergängen sieht man bisweilen Bäume, deren Stämmen wulstig verdickt sind oder grosse Beulen aufweisen. Auch diese gehen oft auf Gallen zurück. Sie sind oft zu entdecken, wenn man hinguckt, und dürfen selbstverständlich betatscht werden :)!

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