Die Farbenprächtigste

Smaragdeidechse © Se90 (wikicommons, CC BY-SA 3.0)Wer von Eidechsen mit türkisblauen Köpfen erzählt, die in der Südschweiz leben sollen, erntet meistens einen äusserst kritischen Blick und / oder wird als Avatar-Liebhaber abgestempelt.   Aber es gibt sie wirklich! Und am leichtesten liessen sich die Ungläubigen mit einem Lebendbeweis überzeugen. Bloss auf Bestellung legen sich Smaragdeidechsen nicht an der Rand von Wanderwegen, auch wenn sie keine besonders hohen Lebensraumansprüche stellen. Umso aussergewöhnlicher deshalb, wenn dann gleich ein Pärchen auftaucht. So geschehen am letzten Freitag im Centovalli…

In meiner lautstarken Aufregung huschte das apart gezeichnete Männchen zunächst gleich wieder in eine Mauerspalte. Wenige Sekunden später lugte es jedoch erneut hervor und trippelte auf langen Beinen durchs halbhohe Gras, um sich an einer nicht besonders naturnahen Vogeltränke vor einem Rustico, diesen typischen Tessiner Steinhäusern, einen Schluck Wasser zu gönnen. Tatsächlich lecken Smaragdeidechsen Wasser nicht, sondern schlürfen es auf. Ihre Zunge nutzen sie als feines Sinnesorgan, um unterschiedliche Duftmoleküle und deren Herkunft zu erkennen. Ist das Beutetier lokalisiert, schnellt die kräftige Smaragdeidechse vor und tötet sie mit ihrem kräftigen Kiefer. Mehr oder weniger grob zerteilt schlingt sie die Beute schliesslich hinunter. Selbst junge Mäuse oder andere Eidechsen können sie dank ihrer Körpergrösse überwältigen. Mit deutlich über 30 Zentimetern sind sie äusserst stattliche Tiere, auch wenn Zweidrittel der Gesamtlänge auf ihren dünn auslaufenden Schwanz entfallen.

Zurück zu den Sinnesorganen: Ob Smaragdeidechsen wie Schlangen ausserdem über ein olfaktorische Gedächtnis verfügen, dass sie ihre Geburts- und Überwinterungsorte geruchlich wiedererkennen lässt, ist unklar. Gerüche dienen auch der Kommunikation, insbesondere bei Tieren, die kaum Laute äussern. Im Gaumendach liegt eine weitere Geruchauswertungszentrale. Das Jacobson’sche Organ dient dazu, quasi ein noch vollständigeres Duftbild der Umgebung zu bekommen. So riechen männliche Echsen die Reviergrenzen ihrer Rivalen. Und über Botenstoffe von Artgenossen, sogenannte Pheromone, können sie lautlos miteinander kommunizieren. Insbesondere zur Paarungszeit ist es wichtig zu erkennen, welche Tiere überhaupt fortpflanzungsbereit und willig wären.

Unser Männchen witterte wahrlich Morgenluft. Sehr vorsichtig näherte er sich von hinten einem deutlich kleineren, weniger farbenprächtigem Weibchen. Züngelnd und immer wieder die Augen schliessend, also wolle er es betören, blieb es an seiner Seite. Beinahe synchron bewegten sich die beiden über die Sonnen warmen Steine, um – wie vom Blitz gerührt – urplötzlich wieder inne zu halten. So ging das eine gute Weile. Ob sie sich schliesslich gepaart haben, wissen wir nicht. Irgendwann huschten die beiden nämlich flink ins Mauerwerk und waren verschwunden.

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