Stille Nacht

Grosser Nandu © wikicommons

Gespenstisch leise ist es geworden in den Wäldern…  Stille Nacht trifft wahrlich zu, in dieser Jahreszeit. Aber warum hören wir kaum Vogelstimmen im Winter? Haben sie nix mitzuteilen?

Singen ist für Vögel energetisch nicht sehr kostspielig. Dabei erhöht sich der Sauerstoffverbrauch bei einigen Arten praktisch nicht, bei anderen nur wenig. Interessanterweise wird der Energieverbrauch beim Singen nicht dadurch beeinflusst,  ob ein Vogel laut oder leise singt. Dennoch sparen sich viele Vögel zu zwitschern oder zu singen, wenn es nix mitzuteilen gibt.

Die sogenannten Standvögel, zu denen Körnli-Picker gehören, die keinen Energieengpass lösen müssen wie die Insekten fressenden Singvögel, und die Greifvögel, die erst in Bedrängnis geraten, wenn die Böden über Tage oder gar Wochen gefroren sind, rufen im Winter wenig. Vor allem nachts, wenn das Thermometer nochmals fällt, ruhen sie und halten die Klappe. Und bisweilen sind sie in dieser Jahreszeit sogar sozialer als sonst und dulden Artgenossen und Verwandte, mit denen sie sich zu sogenannten Wintertrupps zusammenschliessen. Wenig Gekreische untereinander oder an der Territoriumsgrenze, kein werbendes Trillern, sondern fast stille Eintracht. Alle profitieren von der Nähe der anderen: Näher rücken (in den Schlafbäumen) schafft Wärme, mehr Augen sehen mehr und erlauben schliesslich, dass einige unterdessen schlafen dürfen.

Ps: Es gibt auch sogenannte – beinahe ganzjährig – silent birds. Der Grosse Nandu, den ich als Beitragsbild gewählt habe, zum Beispiel, wenn er nicht gerade balzt bzw. es sich um einen Jungvogel handelt, gilt als solcher. Während der Paarungszeit allerdings klingt das Singen dieses flugunfähigen Laufvogels angeblich nach furchteinflössendem Raubkatzengebrüll. Im übrigen setzen die südamerikanischen Nandus bei der Kommunikation aber hauptsächlich auf Körpereinsatz (eigentliche Balzrituale, Drohgebärden usw., die mit Schnabel- und Gefiedereinsatz untermalt werden). Ihre Stimme nutzen sie vor allem, um Individualdistanzen festgelegt: “Fauch! komm mir nicht zu nahe!” klingt das dann auf “nandisch”.

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