Stille Wasser gründen tief (Teil 1)

Rotfeder © G. ChernilevskySeen werden im Herbst umgewälzt. Ausgangspunkt dramatischer Lebensraumveränderungen für unsere Fische.

Noch eben badeten wir am See, liessen die Beine baumeln und und uns kitzeln vom kalten Wasser unterhalb der Sprungschicht, das unsere Zehenspitzen umspülte, während unsere Körper selbst von angenehm lauen Wogen getragen wurden.

Im Herbst kühlt das warme, sauerstoffreiche Oberflächenwasser eines Sees mit abnehmender Umgebungstemperatur, durch stürmische Winde und kalte Niederschläge langsam ab. Es wird dadurch schwerer und sinkt in die Tiefe, wo es auf Wasserschichten gleicher Temperatur liegen bleibt.

Je länger der Herbst dauert, umso kühler wird das Wasser an der Seeoberfläche und umso tiefer sinkt es ab. Schliesslich,  durch Wind und Wellen, ist das Seewasser gänzlich durchmischt. Die sogenannte Umwälzung ist vorüber. Es herrscht wieder in jeder Wassertiefe die gleiche Temperatur, aber auch der selbe Sauerstoff- und Nährstoffgehalt.

Zuletzt liegt die Wassertemperatur bei 4 Grad Celsius. Dann ist Wasser am dichtetsten. In einer stillen, ruhigen Nacht wird sich Eis bilden und den See quasi verschliessen. Kein Gasaustausch findet dann mehr statt durch die Eisschicht. Kaum noch Licht dringt durch sie hindurch. Während der Sauerstoffgehalt des Wassers kontinuierlich abnehmen wird in den darauffolgenden Wochen und Monaten, erhöht sich jener an Kohlendioxid, Sulfiden und Ammoniak beständig. Abfallprodukte aus dem Stoffwechsel der Wasserbewohner in dieser dunkel gewordenen Unterwasserwelt reichern sich an.

Unsere einheimischen Fische, die wechselwarm sind, sehen sich plötzlich ähnlichen Fragen wie Singvögel ausgesetzt: Könnte ich abwandern in ein wärmeres Gewässer, bis der Winter vorüber ist? Falls nein, wie kann ich dann Energie speichern beziehungsweise sparen? Oder ist’s nun aus mit mir und ich muss hoffen, dass eines meiner kälteresistenten befruchteten Eier im nächsten Frühjahr an meiner Stelle fortbesteht?

Die Evolution hat in die Trickkiste gegriffen und ganz verschiedene Lösungswege gefunden. Fortsetzung folgt 🙂 !

PS für Ungeduldige: in bereits der 4. Auflage Life in the cold stehen die Antworten zum Nachlesen. Ein faszinierendes Buch über das Leben zur kältesten Jahreszeit.

 

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