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Frischling_S-van-der-WelSynchronisation ist lebenswichtig. In der Natur gibt es wenige Prozesse, die wahllos ablaufen. Fast alle Vorgänge zwischen Artgenossen oder innerhalb eines Organismus laufen zeitlich koordiniert, in Abhängigkeit von physiologischen oder saisonalen Einflüssen ab.Bei den Wildschweinen zum Beispiel werden praktisch alle Sauen einer Rotte zeitgleich nach der Leitbache rauschig, sprich sie kommen in den Östrus und sind damit paarungsbereit. Es genügt, dass ein liebestoller alter Keiler sein schäumendes Maul an Bäume in ihrem Streifgebiet reibt oder im Verlauf der Rauschzeit, wenn er ihnen näher kommt, auf sie verteilt. Dieser Schaum enthält nämlich Sexuallockstoffe und versetzt die Weibchen offenbar in Stimmung.

Die Vorteile der Synchronisation sind so simpel wie bestechend: Mehr Augen sehen mehr. Das gilt sowohl für die Aufsicht über die gestreifte, quickende Jungschar als auch bezüglich potentieller Räuber, vor denen sich adulte Schweine jedoch kaum fürchten müssen. Es gibt wohl keinen sichereren Ort für Frischlinge als den Pulk der Bachen.

Auch Zugvögel nutzen die Synchronisation. Bereits sammeln sich die Stare und Rauchschwalben wieder auf Telefonleitungen im Siedlungsgebiet. Abends sieht man sie in Grossgruppen ihre Schlafplätze aufsuchen. Auf ihrem Weg in den Süden werden sie davon profitieren gemeinsam unterwegs zu sein: nicht nur durch energiesparenden Formationsflug, sondern auch durch die Erfahrung der ältesten Vögel, die die optimalen Flughöhen, Zugrouten und Rastplätze kennen und finden.

Ihren Abflugtermin bestimmt die sogenannte Zugunruhe. Sie wird einerseits durch die Tageslänge, auf einer zweiten Ebene ebenfalls hormonell induziert. Noch immer ist dieses Phänomen nicht gänzlich erforscht. So lange schon beobachten Laien und Forscher diese Muster zwar, noch aber behält die Natur einen Teil der Erklärungen für sich. Manchmal hat aber gerade das Unerklärbare einen besonderen Reiz.

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