Der Wald ist voller Augen

glühendes Augenpaar © Bowlhover (wikicommons)Wer in der Dunkelheit im Wald spazieren geht, kennt das Gefühl…… ständig beobachtet zu werden. Und tatsächlich ist der Wald voller Augen. Während wir selber allerdings auf nächtlichen Streifzügen im besten Fall Silhouetten wahrnehmen, verfügen insbesondere Tiere, die ein Tapetum lucidum besitzen, über ein besonders gutes Sehvermögen in der Nacht. Solche Augen sind jene, die wir als glühendes Punktepaar manchmal entdecken. Was aber ist denn nun ein Tapetum lucidum, wozu dient dieses und wer besitzt denn nun ein solches?

Bei vielen dämmerungs- und nachtaktiven Säugetieren, aber auch Vögeln und Tiefseebewohnern wie Haien liegt unter der Netzhaut eine leuchtende Schicht, das genannte Tapetum lucidum. Fällt Licht ins Auge, wird es durch Hornhaut und Linse gebündelt. So durchquert es den Glaskörper, der unser Auge wörtlich in Form hält und trifft schliesslich auf die Netzhaut. In der Netzhaut befinden sich die lichtempfindlichen Sinneszellen, die Licht unterschiedlicher Qualität und Intensität wahrnehmen. Abhängig von der Lichtzusammensetzung (Wellenlänge) werden die drei verschiedenen Typen von Zäpfchen unterschiedlich angeregt bzw. auch der zweite Typ Sehsinneszellen, die sogenannten Stäbchen, die viel lichtempfindlicher sind, aktiviert.

Bei zuvor genannten Tieren, die über ein Tapetum verfügen, dringt das Licht noch tiefer, in eben diese unter der Netzhaut liegende Schicht, ein. Hier wird es reflektiert und durchquert ein zweites Mal an der gleichen Stelle die Netzhaut. Durch diese doppelte Reizung der Sehsinneszellen nehmen Tiere mit einem Tapetum lucidum selbst sehr schwache Lichtquellen noch wahr. Und finden sich, auch in tiefster Dunkelheit, zurecht. Sie können so ökologische Nischen besetzen, die besonders Licht sensitiven Lebewesen vorbehalten sind oder solchen, die in der Nacht auf andere geschärfte Sinnesorgane wie z.B. ein besonders feines Gehör zurückgreifen. Und selbstverständlich Fussgänger auch dann erkennen, wenn diese ohne Lichtquelle unterwegs sind.

Schliesslich ist das Tapetum lucidum für ein Kuriosum verantwortlich, das Fotographen kennen. Beim Ablichten mit Blitzlicht kommt es bei Katzen oder Hunden selten zu roten Augen. Stattdessen erkennt man die Farbe des Tapetum lucidum, das sich zwischen weiss, gelb, blau, grün bis pink bewegen kann. Leider (?) verfügen die heutigen Kameras über spezielle Mechanismen, die dem Fotomodell durch vorausgeschickte Lichtimpulse (sogenannte Vorblitze) die Möglichkeit geben die Pupille zu verengen und damit dem rote-Augen-Effekt vorzubeugen.

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