Ei mal 1: von der Eizelle zum Ei

Manchmal ergeben sich die Dinge von selbst. Und die Antworten fallen einem in den Schoss.  So heute geschehen mit meinen Fragen zu Vogeleiern…Auch anderen gingen diese Fragen offenbar durch den Kopf, wie denn nun ein Vogelei befruchtet wird, wie ein Jungvogel nun weiss, dass es Zeit ist zu schlüpfen und wie er es anstellt sich aus der Kalkschale zu befreien. Sie haben Antworten in einer neuen Broschüre zusammengetragen.

Jetzt könnte ich diesen Post hier bereits abschliessen und einfach genannte Lektüre empfehlen (sie lohnt den Fünfliber 🙂 ). Aber das würde den Vogeleiern so gar nicht gerecht, benötigt allleine ihre Produktion je Stück bei den meisten einheimischen Vögeln einen ganzen Tag! Es sei drum zumindest verraten, wie denn nun ein Vogelei entsteht. So viel Zeit muss sein.

Etappenweise wird jeweils 1 Eizelle, – wenn alle parat sind, die ein Gelege umfassen soll -, vom Eierstock in den Eileiter entlassen.

Nach diesem sogenannten Eisprung verschmilzt das Eidotter (was eigentlich der Eizelle entspricht) mit 1 Spermium, vorausgesetzt die Vogel-Mama hatte denn kurz zuvor ein Stelldichein mit einem gefälligen Kavalier. (Anmerkung: Spermien sind zwar oft langlebiger als Eizellen, aber meist auch nur wenige Tage funktionstüchtig).

Die nun befruchtete Eizelle (und damit diploide Keimzelle, will heissen mit je 1 Chromosomensatz von Mutter und Vater ausgestattet) lagert beim Hinabwandern im Eileiter immer mehr Eiklar-Schichten an. Diese bestehen hauptsächlich aus Proteinen (oder eben Eiweissen) und Wasser, die der Embryo für die Entwicklung benötigt. Schliesslich bilden sich auch zwei Schalenhäutchen darüber. Beim hartgekochten Ei kann man diese am breiteren Pol des Eis als Häutchen oft noch ausmachen, weil beim Legevorgang hier eine Luftkammer entsteht und die ansonsten satt aufeinander liegenden Häutchen trennt.

Aber zurück zur befruchteten Eizelle: Erst im Uterus selbst wird aus vielen Drüsen das Kalksekret, aus dem die äusserlich sichtbare Eierschale besteht, ausgeschieden. Und in diesem letzten “Produktionsschritt” auch gleich Musterung und Farbe des Eis festgelegt. Nun, nach stundenlanger Wanderung durch den Eileiter, ist das Ei endlich fertig und verlässt den müttlerlichen Körper: es wird abgelegt.

Es bleibt zumeist nicht bei einem einzigen. Die meisten Vögel haben Gelege mit mehreren Eiern, ja sogar vielen! Das Rebhuhn-Nest, meist eine klägliche Bodenmulde, die etwas ausgepolstert wird, enthält durchschnittlich  15 (!) Eier. Trotzdem steht es heute in der Schweiz  auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten – unschwer zu erraten, wie schlecht Schlüpf- und Überlebensrate der Jungvögel dieser Art sind.

Ein ungeheuerer Aufwand, den Vögel mit so grossen Gelegen schon vorgeburtlich leisten! Und ehe es so weit ist, brüten die Eltern alleine oder gemeinsam über Tage hinweg die Eier aus,  was sie nicht nur von der Nahrungsbeschaffung abhält, sondern anfällig gegenüber Räubern macht und schlicht Energie zehrt. Und die eigentliche Arbeit steht ja erst noch aus:  wochenlange Aufzucht und Heranschaffen von unzähligen Happen, bis die Jungvögel endlich flügge werden und alles gelernt haben, um selbstständig für sich zu sorgen.

Jetzt lausche ich erstmal noch eine Weile den Balzgesängen und geniesse das “Vor-Brutgeschäft”: Beobachtend, wie  Ästlein ausgewählt und gebrochen werden, Federchen, Haare und feine Halme verschwinden und sorgfältig in kunstvolle Nester verwebt werden. Der Blätterwald macht das Beobachten zusehends schwieriger, aber mit etwas Geduld und meinem heiss geliebten Feldstecher entdecke ich Zilpzalp und Goldhähnchen, Mönchsgrasmücke und Blaumeise immer noch.

PS: wahrscheinlich habe ich zuletzt ein Amsel-Ei gepostet. Grösse (ca. 29,5 × 21,5 Millimeter) und Farbe würden jedenfalls etwas stimmen.

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