Das Rad der Zeit zurückdrehen (Teil 1)

Wiederansiedlungen sind im Trend. Besonders reizvoll ist offenbar die Idee, ….  … ausgestorbene bzw. stark gefährdete Tierarten wiederanzusiedeln. In einem interessanten Artikel griff auch die NZZ vom Sonntag gestern das Thema De-Extinction auf. Was treibt Arten- und Naturschützer an, bedrohte Tiere und Pflanzen nachzuzüchten oder gar im Labor zu kopieren? Geht es um verklärte Wiedergutmachungsversuche? Oder darum, die technischen Möglichkeiten auszuloten, also die schiere Machbarkeit? Zeit, ein paar Gedanken zu teilen.

Es passt zum Wesen des ungeduldigen und selbstbestimmenden Menschen, auch diesbezüglich die Dinge nicht dem Zufall bzw. der Zeit zu überlassen. Und konkretere Motive beziehungsweise nachvollziehbarere Argumente für Wiederansiedlungen lassen sich schon finden: Die Rückkehr einheimischer Tier- und Pflanzenarten auf diese Weise anzupacken, heisst nicht nur, ihren Erhalt zu gewährleisten. In einer anderen Dimension geht es auch darum, dass diese Arten als Glieder in einer Nahrungskette und Protagonisten eines Ökosystems eine Aufgabe erfüllen. Im ärgsten Fall, insbesondere auf Nahrungsspezialisten trifft dies zu, sind sie unersetzbar und ihr Rückgang oder gänzliches Verschwinden verändert die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften und damit das dazugehörige Ökosystem nachhaltig.

Für naive Kurzdenkende sind Wiederansiedlungen eine Frage der Ressourcen und Bewilligungen, wenn sie sich den um die Iuristerei scheren. Vor nicht allzu langer Zeit reichten diese Voraussetzungen tatsächlich für das Wiederaussetzen von ehemals heimischen Tieren. Seit 1998 gibt es allerdings Vorgaben der IUCN, die erfüllt sein müssen, um überhaupt an eine Wiederansiedlung auch nur zu denken. Zum einen wird verlangt, dass jene Faktoren, die zur Ausrottung einer Art geführt haben, nicht mehr wirksam sein dürfen. Zum anderen dürfen seit dem Verschwinden derselben keine entscheidenden neuen Gefährdungsursachen hinzugekommen sein. Unter diesen Prämissen ist schon eine Wiederansiedlung wie jene des Luchses, die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts in Angriff genommen wurde, nur bedingt vertretbar. Teil 2 folgt!

Organismus: ,
Themen: , , ,