Regeln für ein Nebeneinander

Gemsen im Schnee © A. HeebDer Pulverschnee ruft! Wie man die störungsfreie Route plant.

Wintersport abseits der präparierten Pisten boomt. Auch Menschen leiden unter Dichtestress und mögen keine überfüllten Orte. In der Natur abzuschalten und die Seele baumeln zu lassen, den Kopf zu lüften, wird hingegen zu einem immer grösseren Bedürfnis. Die Sportartikelverkäufer freut’s, denn Tourenskiausrüstungen und Schneeschuhe für Aktiverholung abseits der Menschemassen gehen über den Ladentisch wie frische Brötchen. Ehe es aber auf, in den unberührten Schnee geht, sollte man zu Hause insbesondere die Route planen.

Die Alpen gehören uns nicht. Sie sind der Lebensraum imposanter Tiere. Insbesondere die grössten unter ihnen machen keinen Winterschlaf und sind zu dieser Jahreszeit störungsanfällig. Jetzt, da das Futter knapp und nur in schlechter Qualität verfügbar ist, setzen sie ihr Überleben auf eine Trumpfkarte: Ruhen, um den eigenen Energiebedarf und -verbrauch sie tief als möglich zu halten. Eben deshalb gilt für uns Wintersportler, Wildtiere wie Gemsen, Alpenschneehühne oder Rothirsche nicht zu stören. Und bitte nicht quer durch die Ruhegebiete aufsteigen oder im Neuschnee hinunter wedeln!

Aber wo liegen denn die Hirsche? Wo ruhen denn die Hühner im Winter? Auf diesen Karten sind die wichtigsten Wildruhezonen eingezeichnet. Sie sind bei der Routenwahl dringend zu konsultieren. Diese sogenannten Einstandsgebieten, die das Rotwild traditioneller Weise saisonal bedingt aufsucht, liegen häufig in abgelegenen Waldgebieten.  Über das Bundesgesetz über die Jagd sind die Kantone verpflichtet, ihre Wildtiere ausreichend vor Störungen zu schützen. Entsprechend geniessen viele dieser Einstandsgebiete heute den Status rechtsverbindlicher oder empfohlener Wildruhezonen. Ein anderes Instrument zur Störungsvermeidung sind Banngebiete, in denen insbesondere ein ganzjährig Jagdverbot gilt. Das älteste der 42 Eidgenössischen Jagdbanngebiete liegt übrigens am Kärpf, in den Glarner Alpen. Bereits 1548 wurde es ausgeschieden.

Dass es mehr Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Wintersport-Wildtier braucht, ist längst erkannt worden. Die Kampagne Respektiere Deine Grenzen, ursprünglich in Österreich lanciert, wurde bereits 2004 ins Leben gerufen. Sie kann schon deshalb als Erfolg gefeiert werden, weil sie grenzübergreifend seit Jahren Aktivsportler im Alpenraum sensiblisiert, sich an vier ganz einfache Regeln zu halten: (1) Die ausgeschiedenen und im Gelände markierten Wildruhezonen und Wildschutzgebiete zu beachten, (2) im Wald auf den bezeichneten Routen und Wegen zu bleiben, (3) Waldränder und schneefreie Flächen zu meiden und schliesslich (4) Hunde an der Leine zu führen, insbesondere im Wald.

Der Pulverschnee ruft! Meine Route habe ich gewählt und hoffe, dass ich mit dem Feldstecher im Rucksack, aus der Ferne ungestört äsendes und friedlich ruhendes Wild beobachten kann. Einen wunderbaren Tag euch allen!

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