Der Bösewicht wird zum Spielball

zum Heulen © Retron (wikicommons)Zwei Wölfe aus dem Calanda-Rudel sollen abgeschossen werden können.  In einem entsprechenden Gesuch, das dem BAFU seit Ende November vorliegt, ersuchen die Kantone SG und GR den Bund um eine Abschussbewilligung. Die Grundlagen gemäss Wolfskonzept hierfür sind erfüllt. Immer wieder sind Wölfe bedrohlich nahe am Siedlungsrand gesichtet worden, was als solches noch nicht als problematisch eingestuft werden darf. Zwar meiden Wölfe Menschen grundsätzlich, nicht aber Gebäude oder andere durch sie errichtete Infrastrukturen. Hingegen konnten einzelne Wölfe nur widerwillig vertrieben werden, wie es in der Medienmitteilung heisst. Die geforderten Abschüsse sollen die Individuen des Wolfsrudels wieder scheuer machen und auf jeden Fall eine Gewöhnung (Habituierung) zu verhindern.

Gemäss neuestem Medienbericht könnte eine solche Gewöhnung Mensch induziert sein. Es besteht der Verdacht, dass – wie offenbar vielerorts der Fall – willentlich und verbotenerweise Futter ausgelegt wurde, um die Wölfe anzulocken. Solcherlei Handeln kann verschieden motiviert sind. Sowohl übereifrige Hobbyfotographen, die davon träumen einen Wolf in freier Wildbahn abzulichten wie auch Landwirte, die dadurch Grundlagen für eine Abschussbewilligung erzwingen wollen,  um nur zwei mögliche Beispiele zu nennen. In beiden Fällen wird der Wolf zum Spielball. Ein gefährliches Synonym für ein Raubtier.

Schon im Kindesalter haben Märchenbücher uns veranschaulicht, dass der Wolf böse ist. Spätestens wenn Kinder das erste Mal miterleben, wie das herzige Büsi eine Beute nach Hause trägt, könnte und sollte eigentlich Aufklärung stattfinden. Oftmals kommt es stattdessen zu einer kurzen Verteidigungsrede, dass doch das Haustier ja auch ein Recht auf natürliches Verhalten habe und so ein kleines Mäuschen, von denen es zu Tausenden auf Wiesen und Weiden gibt, ja nicht so ein riesiger Verlust sei. Stattdessen wird vom Wolf durch verschiedene Kreise folgendes Bild portiert: Er tötet, im Blutrausch sinnlos, nicht nur was er zum Fressen braucht, sondern was er nur erwischen kann. Dass die Mehrzahl der Nutztiere, die jährlich in den Schweizer Alpen umkommen, nicht gerissen werden, sondern andersweitig ihren Tod finden, ist zwar bekannt, wird aber gerne unterschlagen.

Aktuell wartet das BAFU die Stellungnahme der Kantone, um die Abschussbewilligung zu beurteilen. Der Kanton GR hält an seinem Antrag fest, auch wenn dem Calanda-Rudel möglicherweise zum Verhängnis wird, dass Menschen sich wieder einmal nicht an Regeln gehalten haben…

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