zündende Idee

Zunderschwamm, 2014 © P. Schütz.jpgManchmal macht Not erfinderisch oder wie ein Pilz zu seinem Namen kam

Schon lange steht ein dickes Pilzbestimmungsbuch bei mir zu Hause herum. Jawohl, unberührt, weil die Lust am Bestimmen dann doch ausblieb. Aber jetzt, im Winter, sind gerade Pilze sehr dankbare Studienobjekte: Man sieht sie gut, auch jene, die keinen Schirm bilden und oft eher unscheinbar insbesondere auf Totholz wachsen. Wie zum Beispiel dieses Exemplar, der Zunderschwamm oder auch Zunderporling genannte Fomes fomentarius.

Vor nicht allzu langer Zeit muss er wohl so bekannt gewesen sein wie der farbenfrohe Fliegenpilz. Jedenfalls steht in genanntem Bestimmungsbuch über seine Verwendung folgendes: “Früher wurden aus dem Hutfleisch Kleidungsstücke (!) und durch Tränken in Salpeterlösung der bekannte, lange glimmende Zunder hergestellt.” Wer wohl auf so eine Idee kam? Ich denke mir, jemand muss wohl einfach mal versucht haben, diesen häufigen,  parasitisch lebenden Pilz (er verursacht die sogenannte Weissfäule), anzuzünden. Und hat dabei wohl entdeckt, dass er – trocken – sehr leicht Feuer fängt. Teuflischer Porling brennt teuflisch gut 🙂 ! Warum also nicht aus einem vermeindlichem Schädling einen Nutzen ziehen?

Solcher Zunder wurde früher meist in einem eigens dafür vorgesehenen Kästchen aufbewahrt. Und das Entzünden eines Feuers mit diesem Hilfsmittel muss schon fast etwas Geheimnisvolles, Rituelles an sich gehabt haben! Vielleicht verwende ich deshalb auch heute noch viel lieber ein Streichholz als ein Feuerzeug und freue mich, wenn das Phosphor sich durch Reibung entfacht und die ersten Flammen im Kachelofen meiner Eltern lodern…

 

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