Fundgrube Speiballen

Gewoell © BastienM (wikicommons)Wenige Menschen teilen meine Faszination für Losungen und ähnliches. Dabei sind diese indirekte Spuren heimlicher Mitbewohner…   ,die uns nicht nur deren Anwesenheit verraten, sondern auch noch ihre Nahrungsvorlieben.

Besonders gut erhalten sind oft zum Beispiel die Speiballen von Eulen, die man auch Gewölle nennt, weil sie zumeist aus den unverdaulichen Überresten ihrer Beute bestehen, insbesondere Haaren und Knochen. Im Gegensatz zu vierbeinigen Carnivoren sind Schnabelbewehrte nicht in der Lage vor dem Verschlingen schon eine Triage zwischen Verdaulichem und Unverdaulichem zu machen. Und verschlingen ihre Beute mit Haut und Haaren. So finden sich dann unter Schlafbäumen oder an sogenannten Kröpfplätzen (eigentliche Fressplätze von Greifvögeln) die genannten Speiballen, die sie wieder hochwürgen.

Wenn Speiballen genügend alt und trocken sind, geht es am leichtesten, sie mit einer Pinzette zu zerzupfen und die häufig beinahe intakten Schädel und gut erhaltenen Knöchelchen herauszulösen. Die charakteristischen Oberschenkelknochen und Schulterblätter sind selbst für Laien sehr leicht bestimmbar. Und mit etwas Geduld und Übung kann man – anhand der Zähne – sogar zwischen den Mäusegattungen unterscheiden, die verspeist wurden.

Für Biologen sind Gewölle ware Fundgruben, weil sie nebst dem Nahrungsspektrum der Greifvögel auch Hinweise über das Kleinsäuger-Artenspektrum in einem Gebiet Auskunft geben können. Auch überraschende Geheimnisse von spezialisierten Individuen konnten so zu Tage befördert werden: So gibt es z.B. Uhus, die gelernt haben Igel zu überwältigen und sich bevorzugt von diesen ernähren. Die Stachelüberreste in den Speiballen haben es verraten.

Lust, selber mal Gewölle zu untersuchen? Vogelstationen, aber auch Schleiereulen-Brutkasten-Betreuer geben solche ab. Das Thema Nahrungskette wird so ganz konkret erlebbar – und eine gute Portion Faszination ist immer garantiert.

PS: Ein Balken (schwarz oder weiss) im Beitragsbild entspricht 1 Zentimeter.

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