Frau Müller leidet

abgemagerte Bachforelle © P. SchuetzDie Folgen des heissen Sommers sind auch in bei Fischen sichtbar.Diese Tage bei einer Abfischungsaktion ging uns die Bachforelle im Beitragsbild ins Netz. Zwar ein grosses Exemplar, aber von “schön” kann keine Rede sein. Das Tier war sehr eingefallen und sah mit seinen stark hervortretenden Augen richtig befremdlich aus. Auch wenn ihr Heimatgewässer an der Kantonsgrenze zwischen St. Gallen und Thurgau gewiss nicht zu den natürlichsten und reinsten Bächen der Schweiz gehört, ist ihr Anblick schon aufrüttelnd. Zusammen mit den erhöhten Wassertemperaturen bedingt durch den heissen Sommer hat diese Forelle offenbar über Wochen eine Stresssituation ausgehalten, die sie nun das Leben gekostet hat.

Klettert die Wassertemperatur immer höher, wandern Fische entweder in kühlere Regionen ab, verziehen sich in schattigere Uferzonen und verzichten auf jede überflüssige Bewegung. Schliesslich stellen sie sogar das Fressen ein. Die Bachforelle, die besonders sensibel ist auf ansteigende Wassertemperaturen, gehört zu jenen Arten, die in solchen Sommern am raschesten reagiert. Bei Wassertemperaturen über 19° Celsius befindet sie sich ausserhalb ihres Optimumbereichs und hat zunehmend mit verminderter Krankheitsresistenz (z.B. erhöhte Mortalität durch die Nierenerkrankung PKD), aber auch abnehmender Konkurrenzfähigkeit zu kämpfen. In solchen Situationen fängt sie u.a. an sogenannte Hitzeschockproteine zu produzieren, die  als physiologische Stressantwort zu verstehen sind.

Dieses körpereigene Warnsystem kann aber nur greifen, wenn der Fisch Optionen hat: In verbauten Gewässern, in denen eine natürliche Abwanderung unmöglich geworden ist, sind Notabfischungen bei anhaltenden hohen Wassertemperaturen der einzige Weg den Tod durch die Folgen der Hitze zu vermeiden. Eine Entscheidung, die die Fischereiaufseher und Behörden zu treffen haben. Über die Sinnhaftigkeit kann man streiten, denn auch diese Umsiedlungen, die durch elektrische Abfischungen vorgenommen werden, bedeuten für die Fische zusätzlichen Stress und setzen ein Ersatzgewässer voraus, das über wesentlich bessere Lebensraumbedingungen verfügt.

Bleibt abzuwarten, ob der Sommer 2015 ähnliche Effekte wie der Jahrhundertsommer 2003 haben wird.

PS: Die “Titelheldin” wurde durch Forschende der EAWAG erlöst, die anhand ihrer Organe und Gewebeproben wertvolle Daten sammeln konnten, die im Projekt NAWA einfliessen werden.

Organismus: , , ,
Ökosystem(e):
Themen: , , , , ,