Verlustbewältigung

Trauer hat eine sozioökologische Bedeutung. Trotzdem ist sie bisher nur bei höheren Tieren bekannt. Ein kleiner Augenschein.  Dass Elefanten um verstorbene Artgenossen trauern, ist seit langem bekannt. Oft kehren sie noch über Jahren zu “Friedhöfen” zurück. Eben erst verendeten Gruppenmitgliedern halten sie quasi Totenwache. Selbst dann, wenn weite Strecken zwischen ihren Futterplätzen und der Totenstätte liegen.

Auch Primatenforscher haben bei verschiedenen Affenarten Trauer beschrieben. So tragen beispielsweise Schimpansen- oder Gorilla-Mütter tote Jungtiere noch tagelang mit sich herum. Ob sie dadurch erst den Verlust begreifen können? Oder ist eben genau das Gegenteil der Fall? Vergeuden diese Tiere gar ihre Zeit mit Toten?

Trauer ist im Tierreich nicht alleine eine Frage der Empathie, sondern ein eigentlicher “Luxus”. Sie hängt von der sozialen Organisation und vom Ressourcenreichtum, sprich v.a. der Fruchtbarkeit des Lebensraums einer Art, ab. Für Säugetiere wie Primaten, die im Sozialverband leben, gilt in der Regel Arbeitsteilung. Sie profitieren von Kooperation, Fürsorge und Teilen ihrer Artgenossen. So wird die Verlustbewältigung durch Trauern für die betroffenen Individuen überhaupt möglich.

In Sozialverbänden bedeutet der Verlust eines Gruppenmitglieds aber auch, dass Ersatz gefragt ist. Letzlich dient die Trauer-Periode dazu, die Nachfolge zu Regeln. Wer krault nun wem den Pelz? wer rückt nach und wird die Gruppe führen? Verlust eines Artgenossen heisst im Tierreich für die Mehrzahl der sozialen Lebewesen, Zurückkehren zur Normalität durch Reorganisation der Gruppe.

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