Da guckst Du!

Anton, der Graureiher © A. SchützManchmal ist man versucht, Tieren einen Spruch in den Mund zu legen. Zum Beispiel genannten…  In Andi’s Nachbarschaft lebt Anton, ein ungeheuer elegantes Federvieh, das sie zärtlich so nennt. Am letzten Freitag kreuzten sich mal wieder unser aller Wege.

Anton hielt sich gerade im Bachbett auf, was er zu dieser Jahreszeit am frühen Abend gerne tut. Beinahe reglos kann er minutenlang dort verharren. Mit wachem Blick entgeht ihm keine Veränderung der Wasseroberfläche und lüstern starrt er auf potentielle Beute. Hebt er seine langen Beine und watet durchs Wasser, geschieht dies geräuschlos. Alleine schon das ist faszinierend. Und um Schattenwurf zu vermeiden, drückt er sich – je nach Lichteinfall und Gewässerverlauf – auch am Ufer herum. Wie vorausdenkend! Wenn dann noch in seinem Nacken die langen, schwarzen Schmuckfedern lässig im sanften Sommerabend-Wind schlackern, sieht er aus wie der Fleisch gewordene, gefiederte Dandy.

Schmachtend beäugte ihn Andi. Anton hingegen, kess wie eine Diva, hob nur mal kurz den Schnabel in unsere Richtung. “Guckt ihr auch?” schien er uns stumm zu fragen. Ja, wir guckten. Und spazierten dann doch (unzählige Handy-Schnappschüsse später), ganz beglückt über unser Photomodell, weiter. Anton wäre wohl noch geblieben und gar nicht aufgeflogen. Ein freilaufender Hund kam ihm aber gerade in diesem Moment etwas zu nahe…

Auf dem Rückweg hätten wir unseren Schönling dann beinahe übersehen, trotz seiner beachtlichen Grösse. Perfekt verschmilzt sein farbiges Gefieder mit der Gewässersohle und der Ufervegetation. Schwups! Schleuderte Anton geschickt ein Fischlein aus seinem Schnabel in die Luft, um es mit Leichtigkeit zu fangen und als Ganzes zu verschlucken. “Da guckst Du!” blickte er – immer noch stumm triumphierend – nochmals zu uns rüber. Und hob mit kräftigem Flügelschlag ab.

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