grazile Sonnenbaderin

Mauereidechse © M. HeydeGenüsslich liegen sie vor ihren Mauerritzen und lassen sich verwöhnen…Die Mauereidechsen machen aktuell ihrem Namen alle Ehre. An den steinigen Böschungen an der Limmat zum Beispiel kann man sie nun unter der Mittagssonne zu Dutzenden beobachten. Die Sonne ist ihre Triebfeder. Die wechselwarmen Tiere tanken sich auf damit und verwandeln sich im Verlauf des Morgens von trägen Drachen, die beim näheren Betrachten sehr an ihre Urahnen, die Dinosaurier erinnern, zu superflinken Kletterexperten. Wenn die Sonne in den nächsten Wochen an Intensität zunimmt und es zunehmend wärmer wird, werden sie ihre Aktivitäten in den Vormittag verlagern und sind wieder viel weniger leicht zu beobachten, weil sie dann im Schatten ruhen.

Besonders auffällig an der Mauereidechse sind ihre ausgesprochen langen Finger, die Krallen bewehrt sind, und es ihr erlauben vertikale Wände problemlos zu überwinden. Auch haben Mauereidechsen einen sehr abgeflachten Körper und schlüpfen problemlos durch jede Ritze. Wahrscheinlich sind diese zwei Körpereigenschaften auch mitverantwortlich, dass Mauereidechsen, die vor allem im Tessin und in der Westschweiz im Wallis und am Genfersee vorkommen, in der Nordostschweiz etablieren konnten.

Wie bei vielen Süd-Arten geht man davon aus, dass der Schienenverkehr ein wichtiger Vektor ist, über den immer wieder Einzelindividuen in andere Landesteile verschleppt werden. Im konkreten Fall der Mauereidechse geht man davon aus, dass sie mit der Zauneidechse konkurrenziert, die im auf der Alpennordseite die selbe ökologische Nische besetzt.

Zwar ist die Zauneidechse körperlich überlegen (sie wird grösser und kräftiger gebaut), verfügt aber längst nicht über die Agilität ihrer südlichen Verwandten, die – zusätzlich zu den genannten Merkmalen – auch noch über einen sehr langen Schwanz (doppelt so lange wie Kopf und Rumpf zusammen) verfügt, der ihr hilft, überallhin zu gelangen. Möglicherweise kann sie daher schneller neue Lebensräume erschliessen, die für die Zauneidechse nicht erreichbar sind.

Ob und in welchem Masse tatsächlich mit einer Verdrängung der Zauneidechse durch eingeschleppte Mauereidechsen zu rechnen ist, lässt sich schwer sagen. In Deutschland hat man sich diesen Fragestellungen angenommen. Sie dürften auch beeinflussen, wie bezüglich Artenschutz in Zukunft argumentiert bzw. konkret vorgegangen wird. Einige spannende Forschungsresultate, z.B. zur Hybridisierung und genetischen Veränderung der ortsansässigen Mauereidechsen-Populationen sind bereits publiziert. Mehr dazu gibt’s hier.

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