Zwiespältige Organismen

Saprolegnia_KeisotyoPilze lösen in mir gemischte Gefühle aus. Nebst Lebensformen, die als Zersetzer wichtige Funktion erfüllen, gibt es auch andere, die krank machen.

Hut tragende Pilze sind Naturprodukte, die in Reinform – ohne Schnickschnack in der Pfanne kurz geschwenkt mit etwas Öl – schon Gaumenfreuden auslösen können. So kommt es, dass Pilzliebhaber nun wieder Körbchen behängt durch unsere Wälder streifen auf der Suche nach den schönsten, schmackhaftesten Eierschwämmchen, Steinpilzen oder gar Trüffeln.

Auch als Veredler zahlreicher Lebensmittel haben sich z.B. Hefen hervorgetan. Für mich ist es ein kleines Wunder, dass durch ihre blosse Anwesenheit aus Traubensaft Wein wird oder Mehl, Wasser und Salz sich zu einem luftigen Teig verwandeln.

Pilze wachsen allerdings nicht nur auf dem Waldboden, sondern überall, wo es feucht und schattig ist. Saprolegnia zum Beispiel, fühlt sich gar im Wasser selbst wohl und macht als unheimlicher Krankheitserreger immer wieder Schlagzeilen.
Betroffen vom sogenannten Wasserschimmel sind in unseren Fliessgewässern vorwiegend Äschen und Forellen. Auf deren Haut, insbesondere an Kopf und Flossen, wachsen bei Befall Wattebausch-artige Gebilde aus Pilzfäden, den sogenannten Hyphen. Letztgenannte können tief ins Gewebe eindringen und ihren Wirt durch giftige Stoffwechselprodukte schädigen, bis er schliesslich kapituliert.

Das mutet seltsam an, denn Parasiten leben bekanntlich auf ihren Wirten. Warum sollten sie ihn töten? Tatsächlich können die zahlreichen im Wasser schwebenden Pilzsporen wie jene von Saprolegnia gesunden Fischen nichts anhaben und in dieser Form überdauern. Fische sind von einer schützenden Schleimhaut überzogen, die eine natürliche Barriere gegen jede Art von Eindringling bildet. Wird diese aber durch eine Verletzung unterbrochen, sei es durch eine Wunde oder durch einen anderen Parasiten, der sich bereits zu schaffen gemacht hat, können die Sporen an dieser Hautstelle keimen und zu genannten Hyphen auswachsen und innert kürze den ganzen Fisch überziehen. Erst in diesem Stadium vermehrt sich der Pilz und kann wiederum tauschende von Sporen ins Wasser entlassen. Sein Lebenszyklus (nach unten scrollen!) schliesst sich.

Mittlerweilen sind viele Fischer, aber auch Kanuten durch die Behörden, aber auch selbst beobachtete Krankheitsfälle aufmerksam geworden auf Saprolegnia und reinigen ihre Wassersportgeräte vor dem Einsetzen in anderen Gewässern, um eine Verschleppung dieses Pilzes zu vermeiden. Und ein Trost bleibt aktuell: wegen der sommerlichen Wassertemperaturen ist derzeit nicht mit einer Masseninfektion zu rechnen, mag es der Wasserschimmel doch lieber kühl.

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