Im Blickfeld

Libelle_Bert_Heeb_500Mit dem Feldstecher für ein Mal auf Libellen-Pirsch – ein ErfahrungsberichtNach nassen Tagen mit immer tiefer sinkenden Temperaturen und den ersten Herbststürmen, war ich gestern wieder einmal den ganzen Tag unterwegs. Feldstecher, Wasserflasche, Zwischenverpflegung – ab ging’s in ein national bekanntes Ried.

Nachdem ich mich an den Vögeln satt gesehen hatte (meine Highlights: Bruchwasserläufer, Uferschnepfe, kleines Sumpfhuhn, Eisvogel und Silberreiher), waren die Libellen dran.

Diese Ordnung innerhalb der Insekten gibt es schon seit Jahrmillionen. Sie haben Ingenieure zum Bau von Helikoptern inspiriert und gelten selbst als die wendigsten Flugakrobaten innerhalb der Gliederfüssler. Meist meint man Tiere im Adultstadium, wenn man von ihnen spricht. Libellen aber kennen andere Lebensphasen, in denen weder Luft noch Land ihr Lebensraum sind, sondern das Wasser. Als vegetarische oder räuberische Larven – je nach Art – ernähren sie sich von Wasserpflanzen, Zuckmückenlarven, Kaulquappen.  Obwohl dieser Lebensabschnitt so viel länger dauert (bei fast allen einheimischen Libellenarten mindestens 9 bis 10 Monate) und von Wachstum & Häutungen geprägt ist, findet er weitgehend im Verborgenen statt. Erst mit der Metamorphose rücken Libellen für uns Menschen so richtig in unser Blickfeld, auf unsere Augenhöhe.

Durchs Fernglas erkenne ich bei sitzenden Individuen jedes Detail ihrer filigranen, zugleich aber athletischen Körper: die Farben auf ihrem dreiteiligen Aussenskelett, das sich in Kopf, Thorax (Brust) und Abomen (Hinterleib) gliedert. Die Bänderungen und speziellen Zeichnungen, die wie bei den Hufeisenazurjungfern so charakteristisch sein können, dass sie namensgeben sind. Und auch die Flügel sind oft nicht einfach transparent, sondern können gar komplett eingefärbt und schilllerend sein, wie etwa bei der Blauflügelprachtlibelle.

Ich staune auch, dass viele Arten haarig sind und fast einen Pelz zu tragen scheinen, meist aber beschränkt auf eine kleine Stelle an der Flügelbasis am Thorax oder am Hinterkopf. Und ich versinke in Dutzenden von Facettenaugen, immer wieder fasziniert darüber, dass Insekten statt eines einzigen Superaugen-Paares wie dem menschlichen ihr räumliches Sehen halt vielen Einzelaugen verdanken und damit genauso gut zurecht kommen in ihrer Welt…

So lange ich etwa 1 Meter Entfernung einhalte, und mein Schatten auch nicht auf die Libelle fällt, lässt sie zu, dass ich sie anstarre. Aber dann wird es ihr doch zu bunt und mit ausdauernden Manövern hievt sie sich wieder in die Lüfte, schiesst davon und schlägt in der Luft so viele Hacken, dass ich sie schliesslich im Schilfgürtel verliere.

Libellen beobachen ist – besonders mit einem Feldstecher – eine tolle Erfahrung! Faszinierende Beobachtungen Euch allen, in natura oder auch hier!

 

Organismus: , ,
Ökosystem(e):
Themen: ,